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Derwentwater am frühen Morgen

Nach dem trüben Vortag traute ich meinen Augen kaum als ich morgens früh zum Fenster hinüber schaute. War das ein Streifen blauer Himmel, den ich da zwischen den Gardinen zu erhaschen meinte? Flugs sprang ich aus dem Bett, lief zum Fenster und schob die Gardine ein wenig zur Seite. Und ja, tatsächlich, keine einzige Wolke am Himmel zu sehen und der Sonnenaufgang stand kurz bevor. In weniger als zehn Minuten war ich samt Kamera schon im Auto und auf dem Weg von unserem B&B hinunter zum See.

Mein Elan wurde hoch belohnt. Die Atmosphäre am See war magisch. Leicht in rosa getaucht präsentierte sich die Seelandschaft vor meinen Augen und ich konnte gar nicht oft genug auf den Auslöser drücken. Es schien, dass mit jedem Meter den ich weiterging die Sicht sich veränderte.

Reger Betrieb im Morgenlicht

Der Ort, der mich an diesem Morgen so in Bann hielt, war der Bootsanleger am Derwentwater in Keswick. Ein wirklich paradiesisch anmutendes, romantisches Plätzchen, das besonders am frühen Morgen seinen Reiz voll entfaltet. Wer nun glaubt in den frühen Morgenstunden (bei schönem Wetter!) ein solches Plätzchen für sich alleine zu haben, den muss ich enttäuschen. Das mag im Sommer möglich sein, wenn der Sonnenaufgang zu sehr früher Stunde stattfindet. Im Winterhalbjahr jedoch herrscht auch am frühen Sonntagmorgen bereits Betrieb am Bootsanleger. Allen voran die Fotografen, die mit ihren Stativen durch die Gegend laufen und solche, die es vielleicht noch werden wollen. Dazu kommen Spaziergänger, die ihre Hunde ausführen, Jogger, die ihre Runde laufen und jedes Mal treffe ich auch mindestens eine(n) Mutige(n), die/der schwimmen geht.

Faszination Boote

Es fiel mir wirklich schwer, mich an diesem Morgen vom Anblick der an den Uferrand gezogenen Boote und den sanft dahin plätschernden Wellen zu lösen. Ich kenne den Grund nicht, denn weder segle ich, noch habe ich mich jemals für längere Zeit in der Nähe von Booten aufgehalten, geschweige denn, bin mit ihnen auf See unterwegs gewesen, dennoch üben Boote eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Ich kann kaum an einem Boot vorbeigehen, ohne mindestens ein Foto gemacht zu haben (mit Kühen geht es mir übrigens ähnlich, aber das werde ich an anderer Stelle sicher irgendwann noch einmal erwähnen).

Von Friar’s Crag und dem Blick auf den See

Irgendwann gelang es mir aber dennoch, denn ich wusste es gab noch mehr zu entdecken und die Zeit drängte. Und so folgte ich dem Weg weiter am Seeufer entlang zum Friar´s Crag. Dies ist ein kleiner Landzipfel, der in der See hinein ragt und einen dramatischen Blick auf Derwentwater bietet. Dort unterhielt ich mich mit einem Mann, der mindestens genauso angetan war wie ich von dieser zauberhaften Stimmung. Er schwärmte von dem Blick auf den See an dieser Stelle und erzählte mir, dass er diese Aussicht nun schon seit mehreren Jahren immer wieder neu fotografierte. Und obwohl er mittlerweile so viele Aufnahmen von diesem Motiv hätte, wäre keines wie das andere. Manchmal nur in kleinen Nuancen, aber jedes Mal würde er die Stimmung anders erleben.

Ernüchterung am Lone Tree

Auf der Suche nach dem Lone Tree am Strandshag Bay zog ich weiter am See entlang. Als ich ihn den endlich fand, war ich enttäuscht. Ich dachte, ich war vorbereitet. Doch der Anblick des blätterlosen und mittlerweile auch fast astlosen Baumes war ernüchternd und ich fragte mich, wie er es schaffte so viele Fotografen zu ihren wirklich schönen Bildern zu inspirieren. Bei mir klappte es auf jeden Fall nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass – just als ich den Baum sah – ein Blick auf meine Uhr mir sagte, dass ich mich besser beeilen sollte, wenn ich Jim am Frühstückstisch noch Gesellschaft leisten wollte. Ich hastete schnell den Weg zurück zum Auto und so fand mein morgendlicher Ausflug ein überstürztes Ende, was aber meiner guten Laune keinen Abbruch tat.

Dit & Dat

  • Derwentwater ist einer der Hauptseen des Lake Districts in Cumbria und zählt zu den Northern Lakes.
  • Mit einer Länge von 4,8km und einer Breite von 1,6km ist der bis zu 22m tiefe See, der drittgrößte See des Lake Districts und gleichzeitig auch Englands.
  • Ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen erstreckt sich rund um den See
  • Keswick ist mit 4.200 Einwohnern der größte Ort am Derwentwater und bietet den zahlreichen Besuchern gute Möglichkeiten für Unterkunft und Verpflegung.
  • Derwentwater hat vier größere und diverse kleinere Inseln, die alle dem National Trust gehören.
  • Die einzige bewohnte Insel ist Derwent Island. Das herrschaftliche Haus ist vermietet und an nur einigen wenigen Tagen im Jahr zu besichtigen.
  • Friars Crag wurde Überlieferungen zufolge als Anlegestelle von Mönchen genutzt, die eine Pilgerfahrt nach St Herbert’s Island unternahmen, eine Insel unweit von dieser Stelle.
  • Schon John Ruskin beschrieb den Blick von Friars Crag auf Derwent Water als einer der schönsten Aussichten Europas.

Verlinkt mit: Sonntagsglück

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