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Cabilla Manor – Boheme Style mitten im Bodmin Moor

Ich fuhr über eine kleine, einsame Straße, als plötzlich der Blick frei wurde und sich vor mir eine weitreichende Ebene öffnete. Ich drosselte das Tempo und erfreute mich an der Moorlandschaft, die sich in ihrer ganzen Pracht um mich herum entfaltete. Ein paar Ponys schauten ohne weiteres Interesse zu mir herüber; der Vorgang des Grasens erfordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Mehr Schaulust hingegen bekundete ein schottisches Hochlandrind, das mich neugierig beäugte. Als ich anhielt und die Fensterscheibe herunterfuhr, setzte es sich doch glatt in Bewegung, erklomm eine kleine Anhöhe und kam zu mir herüber. Was für ein toller Moment! Diese und andere Begegnungen und Ausblicke ließen mich nur langsam meinem Ziel näher kommen.

Bereits die Anfahrt war ungewöhnlich, aber es sollte noch besser kommen.

Ich war auf dem Weg zum Cabilla Manor, einem Bed & Breakfast inmitten des Bodmin Moors. Schon die Beschreibung der Anfahrt, die mir vorab per Mail zugesendet wurde, klang abenteuerlich:

„… Kurz nachdem links die Schule auftaucht, verlässt du das Dorf und fährst hügelaufwärts bis zu einer T-Kreuzung mit einem kornischen Granitkreuz. Biege dort rechts ab und fahre steil bergab bis kurz nach einem Kuhgitter ein schmaler Weg auf der linken Seite auftaucht…“

Nach weiteren Hügeln, Kuhgittern und Wegabbiegungen erreichte ich Cabilla Manor. Es klingt jetzt wahrscheinlich beschwerlicher und länger als es wirklich war. Tatsache bleibt jedoch, dass Cabilla Manor abgelegen ist und der nächstgelegene Pub nicht um die Ecke liegt. Wer damit kein Problem hat, dem kann ich dieses Bed & Breakfast nur ans Herz legen – du wirst es nicht bereuen.

Just in dem Moment, als ich mich und meine Siebensachen sortiert hatte und dem Haus zu wandte, öffnete sich die Haustür und eine lächelnde Frau begrüßte mich mit den Worten „ich habe Dich gar nicht kommen sehen. Willkommen, ich bin Louella“ und nahm mir meinen Rucksack ab. Sie zeigte mir mein Zimmer, dass von einem großem Himmelbett dominiert wurde und sich ansonsten durch biederen Charme auszeichnete. So liebe ich es. Was für ein herrlicher Gegensatz zu den sonst eher neutralen und häufig austauschbaren Einrichtungsstilen vieler Boutique Hotels. Gleich nebenan lag das Badezimmer, dass mir alleine zur Verfügung stand. Auch hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein und auch hier störte es mich überhaupt nicht. Im Gegenteil hier trägt es zum Charme des Hauses bei.

Nicht alle Unterkünfte folgen dem Wandel der Zeit

Man möge mich bitte nicht falsch verstehen. Wenn ein Haus offensichtlich herunter gekommen ist, fühle ich mich auch nicht wohl. Oder wenn sich um mich ein Sammelsurium „ich-kann-mich-von-nichts-trennen-und-habe-auch-noch-alle-Zeichnungen-meiner-Kinder-an-den-Wänden“ eröffnet, spreche ich auch nicht mehr von Charme. Das muss schon passen.

Ich habe schon so einige Male in Häusern (B&B’s und Hotels, das ist abgrenzungsfrei) übernachtet, deren Haustür irreführenderweise die AA-Plakette mit vier Rosetten zierte. Es stellte sich nämlich zügig heraus, dass es sich bei dieser Auszeichnung nur noch um ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten handelte. Einst am Puls der Zeit, ruhte man sich offensichtlich auf den Lorbeeren aus und verpasste so den Zeitpunkt der Generalüberholung gleich mehrfach. Gelobt seien also die Auszeichnungen, die jedes Jahr auf’s Neue vergeben werden.

 

Cabilla Manor hingegen überzeugt mit seinem Boheme-Charme

Louella lud mich auf einen Drink ein und noch bevor ich lange überlegen konnte, wurde ich durch eine verwirrende Anzahl von Zimmern geschleust. Vorbei und durch einladende Wohn- und Empfangsräume – bei fünf hörte ich auf die Anzahl der Sofas zu zählen – und einem Küchenbereich, der jedes, dem Kochen zugeneigtes Herz höher schlagen lässt. Mein Gehirn konnte gar nicht so schnell registrieren, was meine Augen alles an bezaubernden Dingen erblickten. Im Wintergarten angekommen, synchronisierten sich Sinnesaufnahme und -Verarbeitung rechtzeitig wieder, um den sensationellen Ausblick der sich mir bot zu bewundern.

Ich glaube, ich habe noch nie einen solch großen Wintergarten in einem Privathaus betreten. Er beherbergt einen Esstisch an dem bequem 12 Personen sitzen können. Ebenfalls keine Platzprobleme gibt es auf dem Sofa-Arrangement auf der anderen Seite des Wintergartens (und das Dutzend in der Sofa-Anzahl müsste damit erreicht sein). Noch beeindruckender jedoch ist die Aussicht auf den parkähnlichen Garten und dem anschließendem Tal. Kein Wunder, das hier im letzten Jahr eine weitere Rosamunde-Pilcher Verfilmung gedreht wurde.

Während ich mir noch innerlich zu dem Glücksgriff bei der Wahl meines B&B gratulierte, wurde mir auch schon ein Gin Tonic gereicht. In der Annahme mich nun hier alleine mit der Aussicht und den unzähligen herumliegenden Magazinen und Büchern zu beschäftigen, nahm ich Platz. Zu meiner freudigen Überraschung jedoch setzte Louella sich ebenfalls und wir begannen eine überaus anregende und interessante Unterhaltung, die uns komplett die Zeit vergessen ließ, so das ich schließlich hektisch aufbrechen musste, um nicht mit allzu großer Verspätung im Bosvena einzutreffen, wo mir Louella zwischendurch einen Tisch reserviert hatte. (Eine Empfehlung im Übrigen, die sich als hervorragend herausstellte. Leider ist das Bosvena aufgrund exzessiver Straßenarbeiten in Bodmin geschlossen).

Von einem gemütlichen kornischen Sofa aus schauen, was in der Welt so passiert

Bewaffnet mit einer ausführlichen Beschreibung des Hin- und Rückweges, die Louella mir noch schnell vor der Abfahrt in die Hand gedrückt hatte, fand ich mich problemlos und auf schnellstem Wege nach meinem Restaurantbesuch im Cabilla Manor wieder ein. Louella lud mich ein, noch eine Weile zu ihr und Robin zu kommen und versorgte mich mit einem Becher Pfefferminztee. Zusammen mit Robin (im Übrigen ein Entdecker, der die brasilianischen Indianer-Stämme erforschte) saß ich auf dem Küchensofa und wir sahen die 22 Uhr Nachrichten im Fernsehen, während Louella noch in der Küche herumwirbelte. Übernachtung mit Familienanschluss pur – für mich war das perfekt, da ich alleine unterwegs war und generell den Kontakt zu jeweiligen Hosts mag. Das ist aber kein Muss – jeder Gast in einem B&B kann für sich entscheiden inwieweit der Kontakt erwünscht ist. Tatsächlich stehen in den wenigsten B&B’s die Privaträume der Familien offen zur Verfügung, sondern der Gästebereich ist strikt abgetrennt. Als ich mich dann letztendlich in mein Zimmer zurückzog, erwartete mich die nächste Überraschung. Mein Bett war dank eine Heizdecke bereits vorgewärmt!

Am nächsten Morgen hatte ich nach einem frühen Spaziergang durch das Moor noch zusammen mit Louella und Robin ein ausgiebiges Frühstück vom Feinsten. Neben dem vollem Repertoire des englischen Frühstücks gab es verschiedene Müslis sowie Toast mit einer Auswahl selbst gemachter Marmeladen und Honig. Frischer Obstsalat mit Joghurt rundete das reichhaltige Angebot ab und ließ mich pappensatt von meinem Stuhl ein letztes Mal in die Landschaft vor mir eintauchen.

Während Louella und Robin zu einem Ausritt auf Pferderücken aufbrachen, fuhr ich vorbei an sich sonnenden Rindern am Wegesrand und beschloss Cabilla Manor in nicht allzu ferner Zukunft einen weiteren Besuch abzustatten.

55 – 65 GBP pro Person, bis auf Weihnachten und Neujahr ist Cabilla Manor durchgängig geöffnet.

Robin and Louella Hanbury-Tenison, Bed & Breakfast Cabilla Manor, Mount, Bodmin, Cornwall, PL30 4DW, www.cabilla.co.uk

Kontakt: +44 (0)1208 821 224, email: louella@cabilla.co.uk

Ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Bericht völlig unabhängig entstand, ich meinen Aufenthalt voll selber bezahlte und ich auch sonst in keiner Form gesponsert wurde.

Gerne verlinkt mit #sonntagsglück bei Katrin von soulsistermeetsfriends

 

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