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British Museum in London

Ich gebe zu, ich bin nicht so der Museumsgänger. Insgeheim habe ich damit wohl immer Moorleichen und verstaubte Uniformen in abgedunkelten Räumen in Verbindung gebracht, durch die unser Klassenverband gepfercht wurde; stets um Ruhe und Respekt ermahnend. Auch wenn dies gefühlt eine Ewigkeit her ist, müssen diese Klassenausflüge einen solch bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben, dass der Gedanke, ein Museum besuchen zu wollen, mir lange Zeit komplett fern lag.

Dank moderner Museumspädagogik und unter Zuhilfenahme neuester Technologien haben sich jedoch viele Museen heutzutage grundlegend verändert. Diese Entwicklung ist auch an mir nicht unbemerkt vorbeigezogen, und eine positive Erfahrung hat meine Erwartungshaltung beeinflusst.

Denn dass ein Museumsbesuch Spaß machen und interessant sein kann, erlebte ich vor einigen Jahren beim Besuch des Guinness Museums in Dublin. Ja, ich weiß, ich würde mich an dieser Stelle besser fühlen, wenn ich den Besuch des National Museum of Ireland als gedanklichen Wendepunkt in meiner Einstellung zu Museen aufführen könnte. Aber es war „nur“ das Guinness Museum, und ganz ehrlich, es lag auch nicht an dem Guinness, welches jedem Besucher zum Ende der Tour in der Bar auf der Dachterrasse ausgeschenkt wurde. Ausschlaggebend war die leichte und übersichtliche Art, mit der die Besucher über die Geschichte des Hauses und des Bierbrauens an sich informiert wurden. Letzteres geschah nicht nur durch das Lesen, sondern durch die Ansprache verschiedener Sinne, wie des Tastens und des Hörens, und ließ den Besuch zu einem Erlebnis werden.

In die Kategorie regelmäßiger Museumsbesucher gehöre ich deshalb immer noch nicht, aber auf meiner Things-to-do-Liste haben Museen inzwischen einen festen Eintrag gefunden.

Ein solch fester Eintrag gilt dem British Museum in London. Es widmet sich der Kulturgeschichte und dokumentiert die Entwicklung der Menschheit von ihren Anfängen bis zum heutigen Tag. Das für mich interessanteste Ausstellungsstück ist der Stein von Rosette (Rosetta Stone). Dieses Fragment einer Tafel zeigt den Inhalt eines Erlasses aus dem Jahre 196 v. Chr. in drei verschiedenen Schriften: Hieroglyphen, Demotisch und Altgriechisch. Er wurde 1799 gefunden und wurde maßgeblicher Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen. Ein Riesenschritt für die Wissenschaft also, denn die Deutung der Hieroglyphen erschöpfte sich bis dato in weitestgehend erfolglosen Versuchen. Meine Versuche, den Rosetta Stone zu fotografieren, waren kläglich. Somit hier das offizielle Bild aus dem British Museum: Quelle

Das British Museum hat – neben besonderen und außergewöhnlichen Exponaten – noch einen weiteren Vorteil: Es hat eine interessante Historie. Ich mag Menschen, Gebäude und Dinge, die eine Geschichte zu erzählen haben. Ich fühle mich ihnen gleich viel mehr verbunden, und es bleibt nicht nur eine blasse Erinnerung.

Mitte des 18. Jahrhundert gegründet, wurde das Britische Museum zur ersten britischen Ausstellung, die von allen Bürgern besichtigt werden konnte. Das Museum gewährt bis zum heutigen Tage allen „studious and curious persons“ freien Eintritt. Grundstein für das erste britische öffentliche Museum legte Sir Hans Sloane mit seiner privaten Sammlung, die er 1753 König George II für das Volk vermachte. Andere Privat-Sammlungen folgten dem Beispiel und bereicherten die Ausstellungen, so dass immer mehr Interessierte das Museum besuchten. Neben den Besucherzahlen stieg auch die Anzahl der Ausstellungsstücke mit jedem Jahr. Mittlerweile wurden Bücher und andere Sammlungsstücke kutschenweise beim British Museum abgeliefert und das „Kabinett der Kuriositäten“ erweiterte sich ständig.

Um mehr Platz zu schaffen, wurde noch vor dem hundertjährigen Bestehen kurzerhand das Montague House, das bis zu dem Zeitpunkt das Museum beherbergte, abgerissen. An etwa gleicher Stelle wurde das neue Gebäude errichtet, das über die Jahre ständig erweitert wurde. Ganze Ausstellungsbereiche wurden ausgelagert, und es entstanden neue eigenständige Museen, wie das Natural History Museum oder die British Library.

Heutzutage trägt zum Charme des British Museums mit Sicherheit der wundervolle überdachte Innenhof bei, der mich wie ein Magnet anzuziehen scheint. Dieser architektonische Meistergedanke wurde zum Millennium umgesetzt. Zuvor war es lediglich ein großer Innenhof ohne weitere Funktion, außer dass er den Besuchern Abkürzungen zwischen den einzelnen Flügeln des Museums ermöglichte. Mit seiner Überdachung jedoch bereicherte sich das British Museum mit einem zusätzlichen, geschützten Raum. Gleichzeitig wurde eine Oase geschaffen, die zum Innehalten einlädt. Der hohe, helle Raum mit seiner transparenten Decke scheint die Geräusche aufzusaugen und strahlt eine unglaubliche Ruhe und Leichtigkeit aus. Trotz vieler Menschen um mich herum ist es möglich, ein wenig von dieser Stimmung aufzufangen und auf mich wirken zu lassen.

Im Mittelpunkt des Hofes steht der Reading Room; ein eleganter Rundbau, der fast 150 Jahre lang die Bibliothek des Museums beherbergte. Nach mehrjähriger Renovierung wurde der Reading Room im Jahre 2000 wiedereröffnet – zunächst für eine permanente Ausstellung, später für Sonderausstellungen, – bis sich 2013 seine Türen für die Öffentlichkeit wieder verschlossen. Seitdem wird über die zukünftige Funktion des Reading Rooms debattiert. Leider ohne Einigung bisher, was wirklich sehr schade ist. Ich würde doch zu gerne einmal einen Blick in diesen – den Bildern nach zu urteilen – einzigartigen und wunderschönen Raum werfen. Aus genannten Gründen noch einmal ein offizielles Bild von der Webseite des Museums: Quelle

Die besten Zeiten für einen Besuch des Britischen Museum sind, wie so häufig, morgens mit als erste auf der Matte zu stehen oder kurz vor Schließung zu erscheinen. Dazwischen werden Schüler in Horden durch das Museum geschleust, und ansonsten übernehmen Touristen das Feld und erobern die Ausstellungsräume. Es macht deshalb durchaus Sinn, wenn möglich, den Besuch in Teilstücken vorzunehmen.

Das Museum öffnet erst um 10.00 Uhr, allerdings ist der Zugang zum Innenhof mit seinem Café bereits ab 9.00 Uhr geöffnet. Es bietet sich also an, bereits vor der Museumsöffnung vor Ort zu sein. Bei einem Kaffee im Innenhof bleibt so genügend Zeit, erst einmal anzukommen und sich zu orientieren. Dabei helfen kleine Museumsführer, die überall ausliegen als Ideengeber für den anstehenden Museumsrundgang.

kurz & gut:

  • Das Britische Museum widmet sich der Menschheits-, Kunst- und Kulturgeschichte und ist im Londoner Stadtteil Bloomsbury angesiedelt.
  • Die Sammlung, die an die 8 Millionen Artefakte umfasst, gehört zu den größten und umfassendsten weltweit.
  • Die Ausstellungsstücke stammen von allen Kontinenten und dokumentieren die kulturelle Entwicklung der Menschheit von Anbeginn bis zur Gegenwart.
  • Die Sammlung des Mediziners und Wissenschaftlers Sir Hans Sloane führte zu der Gründung des Britischen Museums im Jahre 1753.
  • Es wurde zum ersten öffentlichen Museum.
  • Von Beginn an war der Eintritt frei für alle „studious and curious persons“. – das ist auch heute noch so.
  • Die Anzahl Wissbegieriger stieg von 5.000 im 18. Jahrhundert bis auf fast 6 Millionen, die ihre Neugierde jährlich durch einen Besuch im Britischen Museum stillen.
  • Zu den bekanntesten Ausstellungsstücken gehören der Rosetta Stone, ägyptische Mumien sowie Skulpturen und Fragmente der Akropolis, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts an das Britische Museum verkauft wurden.
  • Um Platz für die ständig wachsende Sammlung zu schaffen, wurde der Bau eines neuen Gebäudes an gleicher Stelle beschlossen.
  • 1857 wurde der Neubau fertiggestellt, dessen Gestalt trotz vieler Erweiterungen auch heute noch gut erkennbar ist.
  • Ebenfalls auf Platzgründen wurden im Weiteren Teile der Sammlung in andere Gebäude zunächst verlegt und später ausgegliedert. Es entstanden u.a. das National History Museum in South Kensington und die British Library in St. Pancras.
  • Im Jahre 2000 wurde der Innenhof, dessen Mitte der Reading Room bildet, überdacht.
  • Der Reading Room ist seit 2013 geschlossen. Seine zukünftige Aufgabe und mögliche Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit steht noch nicht fest.

Adresse: The British Museum, Great Russell Street, London, WC1B 3DG, www.britishmuseum.org

Öffnungszeiten: 10.00 – 17.30 Uhr (freitags bis 20.30 Uhr) – Der Innenhof (Great Court) sowie das Information Desk öffnen bereits um 9.00 Uhr – Das Museum ist an folgenden Tagen geschlossen: 24./25./26.12. und 01.01., keine verlängerten Öffnungszeiten am Karfreitag.

Eintritt: frei

Das Museum hat zwei Cafés und ein Restaurant.

Nächstgelegene Tube Stations:

  • Holborn (Central, Piccadilly Line)
  • Tottenham Court Road (Central, Northern Line)
  • Russell Square (Piccadilly Line)
  • Goodge Street (Northern Line)
  • (Station British Museum ist seit 1933 geschlossen)

Der Grundriss des Museums

Erklärungen zum Grundriss mit einer Aufstellung der ständigen Ausstellungsräume

Weitere Fotos findet Ihr hier in der Fotogalerie
Gerne verlinkt mit #sonntagsglück bei Katrin von soulsistermeetsfriends
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