Im Auto durch eine Puderzucker-Landschaft:

Der Winter hat Einzug gehalten hier bei uns in den Yorkshire Dales – wenn auch nur für einen halben Tag. Wenn ich in Deutschland erzähle, dass es bei uns in England nicht so kalt wird und wir nur selten Frostgrade und Schnee haben, sind viele erstaunt. Natürlich wird es auch im Winter kalt und ungemütlich, aber diese beißende Kälte, die ich aus Deutschland kenne, die habe ich – bisher – noch nicht hier erlebt. Ich erzähle dann immer von der Temperaturanzeige in Preston, an der ich mehrfach die Woche vorbeiging und welche die ganzen Wintermonate hindurch konstant 8°C anzeigte. Ich war selber verwirrt und irgendwann in der festen Annahme, dass die Anzeige nicht richtig funktionieren kann und dass sie, wie eine Uhr, einfach stehen geblieben ist. Im Frühjahr jedoch beschloss die Informationsanzeige ihren „Winterschlaf“ zu beenden und verkündete stattdessen einen Temperaturanstieg. Wie korrekt die Anzeige nun wirklich in dem Winter arbeitete wird für immer ein Rätsel bleiben. Mittlerweile leben wir auch schon lange nicht mehr in Preston, sondern inzwischen am südlichen Rande der Yorkshire Dales; und dort ist es – zugegebenermaßen – schon ein wenig kälter als in anderen Gefilden Englands, insbesondere in den höheren Lagen.

Trotzdem ist auch hier Schnee eher selten. Einige wenige Male hat es in diesem Winter schon geschneit, aber doch sehr zaghaft, und sobald die Flocken den Boden berührten, waren sie zumeist auch schon wieder zerschmolzen.

Weiter oben in den Dales blieb der Schnee schon mal für einen Tag liegen, und ich kann die schneebedeckten Hügel in der Ferne aus dem Fenster sehen. So ein paar Meter in die Höhe können da schon einen ziemlichen Unterschied machen. Vor kurzem war ich in Skipton unterwegs, als plötzlich ein Range Rover an mir vorbeifuhr, der komplett mit Schnee bedeckt war. Ich nehme an, dass dies wohl ein Dales Farmer war, der auf seinen Feldern nicht viel beschicken konnte an dem Tag und deshalb nach Skipton runterfuhr. Aber Ihr könnt Euch sicher mein Erstaunen vorstellen, denn in Skipton war es mild, und die Sonne schien.

Insgesamt bin ich aber über den fehlenden Schnee nicht traurig. Aus meiner möglicherweise eingeschränkten und durch norddeutsche Wetterverhältnisse geprägten Perspektive sieht der Schnee doch eigentlich nur schön aus, wenn er gerade frisch gefallen ist, die Bäume noch wie mit Puderzucker bestreut aussehen und die Straßen sich noch nicht in grauen Schneematsch verwandelt haben. Die optimale Schneefallzeit ist demnach nachts, wenn der Großteil der Menschheit im Hause ist und der Schnee sich frei entfalten kann. Wie herrlich ist es dann, morgens – optimalerweise an einem Wochenende – aufzuwachen und aus dem Fenster – bitte bei Sonnenschein – in eine Bilderbuch-Landschaft zu schauen.

Blick aus dem Fenster: Es hat geschneit!

So geschehen an einem Morgen im Januar, als es kalt genug war und der Schnee ein paar wenige Stunden liegen blieb. Wir hatten Glück, es war ein Sonntag und somit hatten wir die Zeit, hinauf in die Dales zu fahren. Bei bedecktem Himmel machten wir uns auf den Weg. Ab und zu lugte blauer Himmel durch einige kleine Wolkenfenster und schürte unsere Hoffnung auf mehr, doch der Wunsch blieb an dem Tag leider unerfüllt. Trotzdem war die Landschaft schön anzusehen, und wir genossen unsere Autofahrt sehr.

Unsere Tour startete in Skipton und führte uns vorbei an Grassington durch Kettlewell und West-Burton nach Leyburn. Mittlerweile war es allerdings früher Nachmittag, und der Schnee verschwand schneller, als wir es uns vorstellen konnten. Uns so fuhren wir dann bei grauem und nicht mehr so schönem Wetter wieder nach Hause. Aber nicht, ohne an einem Pub anzuhalten und gemütlich am Feuer den Ausflug ausklingen zu lassen.

Dit & Dat

• Von Skipton bis Leyburn sind es 34 Meilen, und ohne Zwischenstopp beträgt die Fahrtzeit etwa eine Stunde.
• Abstecher nach Grassington und Askrigg (Filmort „Der Doktor und das liebe Vieh“) sind zu empfehlen.
• Meine Lieblingspubs auf/an der Strecke sind das Fountain Inn in Linton und das Sandpiper Inn in Leyburn.